Großeinsatz der Feuerwehr im Kraftwerk

20 Feuerwehren kämpften im Keller des Krafthauses Sölk gegen eindringende Wassermassen. 2000 Liter Öl drohten auszufließen.
Als gestern Vormittag insgesamt 26 Fahrzeuge der Feuerwehr durch den Ortsteil Kohlstatt in Stein an der Enns brausten, dürfte vielen Einwohnern wohl ein gehöriger Schreck in die Glieder gefahren sein. Immerhin war gerade dieser Bereich bei der Unwetterkatastrophe im Kleinsölktal vor knapp zwei Jahren von der Überschwemmung am stärksten betroffen. Um eine Überschwemmung ging es auch beim gestrigen Großeinsatz, wenn auch in vergleichsweise überschaubarem Ausmaß.
Dramatisch war die Situation aber auf jeden Fall: Bei der Vorbereitung für Wartungsarbeiten an der riesigen Turbine des Verbundkraftwerkes Sölk drang durch einen geöffneten Schieber Wasser aus dem Sölkbach in die unterirdischen Bereiche des Krafthauses ein. Das Wasser stieg so schnell, dass die Arbeiter den Schieber, der rund 16 Meter unter der Erde liegt, nicht mehr schließen konnten. Der tiefere Teil des zweiten Kellergeschoßes stand gut sechs Meter unter Wasser.
Kurz nach zehn Uhr wurde die Feuerwehr von den Mitarbeitern des Kraftwerkes alarmiert, und der Einsatz der 20 Wehren, die mit insgesamt rund 100 Feuerwehrmänner zum Kraftwerk ausrückten, war ausgesprochen dringlich. Im unteren Kellergeschoß, das ebenfalls schon mehr als einen Meter unter Wasser stand, befand sich ein Behälter mit rund 1600 Litern Hydrauliköl, das normalerweise zur Kühlung eingesetzt wird. Das Wasser stand bereits über zwei Zugangsluken zum Behälter, deren Dichtungen aber hielten.
Wettlauf gegen die Zeit
Für die Feuerwehren, die kreuz und quer durch den Bezirk Pumpen für den Einsatz organisiert hatten, war es ein Wettlauf gegen die Zeit, Wasser und Öl möglichst auseinander zu halten. Und die Verhältnisse waren alles andere als einfach: Die leistungsstärksten Pumpen der Feuerwehr werden mit Verbrennungsmotoren betrieben und konnten deshalb im Inneren des Gebäudes nicht eingesetzt werden. Die elektrischen Tauchpumpen hatten dagegen ziemliche Mühe, die 16 Meter Höhenunterschied vom untersten Kellergeschoß bis an die Oberfläche zu überwinden. Als Vorsichtsmaßnahme wurde auch der Ölstützpunkt Schladming und der Gefährliche-Stoffe-Stützpunkt Liezen alarmiert. Im Keller wurden vorsorglich Ölsperren eingerichtet.
Durch den Einsatz der Pumpen gelang es zwar ein weiteres Ansteigen des Wasserspiegels zu verhindern, um die Ursache des Problems zu beheben, mussten allerdings die Einsatztaucher der Feuerwehr Altaussee ins Wasser.
Martin Schafhuber, Christian Fischer, Wolfgang Gasperl und Johannes Schrottenhamer tauchten in den Schacht unter der Turbine ab, um zu jenem Drehregler zu gelangen, mit dem sich der Schieber schließen ließ. Für Martin Schafhuber und seine Kollegen ein echter Blindflug: „Da unten siehst du genau gar nichts, da kann man sich nur vorantasten.“ Die Taucher lösten die Aufgabe in rekordverdächtigen fünf Minuten, schlossen den Schieber und stoppten so den Wasserzulauf. Trockener Kommentar von Kommandant Werner Fischer: „Dafür haben die Burschen schließlich auch genug geübt.“
Die technische Ursache für den Wassereinbruch soll in den kommenden Tagen noch restlos geklärt werden. Beim Verbund geht man davon aus, dass Dammwände, die für die Wartungsarbeiten eingesetzt wurden, möglicherweise aufgrund von Schotter und Geschiebe, nicht dicht abgeschlossen haben und das Wasser so in das Untergeschoß des Krafthauses gelangen konnte. Am frühen Nachmittag konnten die Feuerwehren abrücken.